Zurück nach 33 Tagen……

….und 32 Nächten im Bulli. Wer hätte das gedacht? Wir beide vermutlich am wenigsten. Aber ganz abgesehen von unserem „Campingerfolg“ hatten wir eine wunderbare Reise. Insgesamt waren es ca. 7.500 gefahrene Kilometer in 5 Ländern – und wir waren am nördlichsten Punkt Europas! Wir konnten die Faszination der Mitternachtssonne erleben und die ganz und gar umwerfende Natur, besonders Norwegens.

Eine schöne Zeit! Jetzt sind wir glücklich und heil wieder zuhause angekommen und überlegen schon, wo die nächste Reise mit unserem rollenden Wohn- und Schlafzimmer wohl hingehen könnte.

Auf, ans Meer!

Nun war es soweit und unsere Reise neigte sich dem unvermeidbaren Ende zu, es lagen noch sieben Tage vor uns, in denen wir immerhin noch rund 1.100 Kilometer zu fahren hatten. Auch konnten wir uns sehr gut mit der Idee anfreunden, nach den vielen Eindrücken und Erlebnissen ein paar Tage einfach nur in die Luft zu schauen und auszuruhen – und wo geht das wohl besser als am Strand? Also war das nächste Ziel die „Norwegische Riviera“ – ja, das gibt es! Die Küste am Skagerrak zwischen Oslo und Kristiansand gilt als sonnenverwöhnt, und es gibt Strände. So machten wir uns auf den Weg, der uns zunächst durch das malerische Setesdal geführt hat, an dessen Anfang wir noch einen Blick auf die letzten schneegefleckten Gipfel hatten.

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Blick in das Setesdal (Foto Michael Kleinert)

Nach einer Übernachtung im Setesdal sind wir dann an der Küste angekommen. Hier reihen sich die „weißen Orte“ aneinander, so genannt, da die Holzhäuser alle weiß gestrichen sind, und der Blumenschmuck -hier stehen die Rosen gerade in voller Blüte- vervollständigt die malerische Kulisse.

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Risør (Foto Helga Ehrecke)
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Haus in Grimstad (Foto Helga Ehrecke)

Leider hat für unser geplantes Ausspannen das Wetter dann doch nicht mitgespielt, es schien zwar die Sonne, aber der Wind blies eiskalt, so dass an gemütliche Tage am Strand nicht zu denken war. Nach einer weiteren Übernachtung in der Nähe von Risør haben wir dann nach einiger Überlegung beschlossen, eine frühere Fähre nach Dänemark zu nehmen. Eigentlich wollten wir erst am kommenden Freitag fahren, aber in Kristiansand war am Fährterminal die Umbuchung ganz problemlos und zwei Stunden später hieß es dann: Auf Wiedersehen Norwegen! Wir kommen gerne wieder!

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Blick von der Fähre auf Kristiansand (Foto Helga Ehrecke)

In Hirtshals angekommen, war es schon fast 8 Uhr abends und wir sind noch bis Skagen gefahren, um dort zu übernachten. Denn: da wir nun schon in der Gegend waren, lag sehr nahe, zu Dänemarks nördlichsten Punkt zu fahren. Das Kontrastprogramm zu Norwegen ist schon enorm, wo dort überall Berge sind, gibt es hier zwischen Nord- und Ostsee nur noch Dünen und flaches Land. Skagens Gren ist eine sandige Landspitze, an der Skagerrak und Kattegat zusammenfließen – das kann man an den Wellen tatsächlich sehen. Es ist ein fast magischer Ort, den man sich allerdings mit Hunderten anderen teilen muss.

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An Skagens Gren (Foto Michael Kleinert)

Hier in Dänemark ist das Wetter uns jetzt hold, und wir haben einen wunderschönen Strand am Kattegat gefunden, an dem wir bei strahlendem Sonnenschein unsere Auszeit am Meer nehmen.

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Ein Platz in den Dünen, Bunken Strand (Foto Michael Kleinert)
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Traumstrand und Traumwetter (Foto Helga Ehrecke)

Fjorde, Wasserfälle und Gletscher…..

….sind in Westnorwegen allgegenwärtig und an landschaftlichen Superlativen mangelt es hier nicht. An den schönsten und beeindruckendsten Fjorden führt gar kein Weg vorbei, höchstens noch einer darüber – mit der Fähre oder über eine Brücke. So startete unsere nächste Etappe am Lustrafjord, einem Nebenarm des Sognefjordes, der mit 204 km der längste und auch tiefste Fjord der Erde ist. Ein weiterer Nebenarm des Sognefjordes steht auf der World Heritage Liste der UNESCO, der Nærøyfjord, der an der schmalsten Stelle nur 250 m breit ist und von bis zu 1200 m hohen Felswänden umrahmt wird.

Aber bevor uns die Autofähre von Kaupanger nach Gudvangen durch diese landschaftliche Schönheit gebracht hat, stand -endlich- ein Gletscher auf dem Programm. Genauer gesagt, eine Gletscherzunge des Jostedalsbreen, der Nigardsbreen, dessen blauschimmerndes Eis am Ende des Jostedals in malerischen Kurven in das Tal fließt. Eine kleine Wanderung führte uns direkt an die hoch aufragenden Eismassen heran – sehr beeindruckend! Und da wir früh unterwegs waren, sind wir den Karawanen, die noch kommen würden, knapp entkommen. Mit diesen wunderbaren Eindrücken sind wir noch bis nach Kaupanger am Sognefjord gefahren, wo wir einen schönen entspannten Stellplatz direkt am Fjord gefunden haben.

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Blick durch das Jostedal auf den Nigardsbreen (Foto Helga Ehrecke)
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Nigardsbreen (Foto Helga Ehrecke)
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Nigardsbreen (Foto Helga Ehrecke)

Das nächste Highlight war dann am nächsten Tag die schon erwähnte Fährfahrt nach Gudvangen im Nærøyfjord – die Sonne hatte sich nach einem im Bulli beeindruckenden Sturm in der Nacht wieder hinter Wolken verschanzt, doch die Schönheit des Fjordes hat darunter nicht gelitten.

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Fähre in Kaupanger (Foto Michael Kleinert)
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Nærøyfjord (Foto Michael Kleinert)

Nun noch die Wasserfälle: von den hohen Felswänden der Fjorde ergießen sie sich in allen Formen, mal mehr, mal weniger dramatisch in das Tal. Der berühmteste ist wohl der Vøringsfoss, der sich in 200 m freiem Fall in das Måbødal stürzt. Auf jeden Fall ist er der am besten erschlossene; denn gesicherte Wege und Brücken ermöglichen es den Besuchern, das Spektakel von allen Seiten zu bestaunen.

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Blick über den Vøringsfoss in das Måbødal (Foto Michael Kleinert)
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Vøringsfoss und Måbødal (Foto Michael Kleinert)

An dieser Stelle wollen wir auch nochmal etwas zu den Straßen schreiben, die wir bisher befahren haben – sie sind fast alle irgendwie dramatisch, oft eng, und von Fjord zu Fjord führen sie häufig mit beachtlichen Steigungen über die Berge, oft über ein Hochfjell mit entsprechend kontrastierender Landschaft. Viele Straßen sind große Straßenbaukunst und dann die Tunnel! Wir sind durch unzählige gefahren, lange und kurze, enge und breite, hübsch ausgebaute und nur „grob behauene“, unter dem Fjord hindurch oder durch den Berg. Es gibt Tunnelsysteme mit integriertem Kreisverkehr und zum Vøringsfoss kommt man durch eine spiralförmigen(!) Tunnel. Großartig und zum Staunen!

Noch so vielen Eindrücken ist es dann schön, abends wieder einen schönen Schlafplatz am Fjord zu haben, was uns auch an diesem Abend in der Nähe von Eidfjord gelungen ist.

Der Geirangerfjord – Hin und Weg

Alle Wege nach Geiranger sind spektakulär, ob mit dem (Kreuzfahrt)schiff durch den wunderschönen Fjord mit seinen zahlreichen Wasserfällen oder über den Geirangervegen (die Straße R63), dessen Serpentinen einen erst von einer Meereshöhe von 850 m hinunter und dann wieder auf 1000 m hinauf bringen- oder eben umgekehrt. Dazwischen liegt das kleine Örtchen Geiranger, einer DER Touristen Hotspots Norwegens.

Als wir dort ankamen, noch voll der landschaftlichen Eindrücke, war Geiranger vollgestopft mit Menschen – es lag ein Kreuzfahrtschiff im Fjord, mehr eine schwimmende Straßenzeile, und es mussten wohl alle 6000 (!) Passagiere an Land gewesen sein – und mit Autos und WoMos. Am liebsten wären wir gleich wieder gefahren…..Aber noch der größte Trubel darf einem nicht die Freude an der großartigen Natur verderben, also haben wir uns durch das Chaos geschlagen und auf dem Campingplatz (direkt im Ort am Fjord) ein schönes Plätzchen ergattert.

So, nun nochmal der Reihe nach. Am Morgen sind wir an der Trollveggen bei strahlendem Sonnenschein aufgebrochen und dann auch gleich auf den Geirangervegen eingebogen. Das erste Highlight ist dann schon bald der Trollstigen mit den berühmten Serpentinen und -oben angekommen- mit einer weiten Sicht in das Tal und auf das geschaffte Wegstück.

Natürlich haben wir eine Fjordfahrt mit dem Schiff gemacht.

Und am nächsten Tag ging es weiter auf der R63 wieder in luftige Höhen und mit sensationellen Ausblicken. Die spektakulärste Aussicht auf den Geirangerfjord hat man dann von der Dalsnibba. Der Berg ist 1494 m hoch und über eine 5 km lange Straße, die von der R63 abzweigt, erreichbar.

Mit dem ca. 115 km gefahrenen Kilometern auf dem Geirangervegen hatten die spektaktulären Eindrücke noch kein Ende; denn bis zu unserem Tagesziel Gaupne am Lustrafjord erwartete uns noch die Sognefjellstraße, die uns nochmal in den Winter geführt hat. Die Straße startet in Lom, wo es eine sehr beeindruckende Stabkirche aus dem frühen 12. Jahrhundert gibt.

Von der landschaftlichen Vielfalt auf diesen insgesamt ca. 290 gefahrenen Kilometern sollen Euch die Fotos erzählen.

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Geirangerfjord, Blick von der Fjordspitze (Foto Helga Ehrecke)
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Geirangerfjord (Foto Michael Kleinert)
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Panorama von der Dalsnibba (Foto Michael Kleinert)
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Blick von der Djupvasshytta (Foto Helga Ehrecke)
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Im Ottadal (Foto Michael Kleinert)
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Stabkirche Lom (Foto Helga Ehrecke)

Nach Trondheim und noch ein bisschen weiter…

Nach der Ankunft in Bodø am Vormittag trennten uns rund 700 km von unserem nächsten Ziel – Trondheim, Norwegens alter Hauptstadt. Da hieß es: Strecke machen und die landschaftlichen Eindrücke rechts und links des Weges vom Auto aus bewundern. An einem Tag ist solch eine Strecke bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 70 km/h sowieso nicht zu schaffen, und der eine oder andere Stopp musste dann doch sein. So haben wir nach 11 Tagen in polaren Regionen den Polarkreis wieder überschritten, und auch in Norwegen wird das natürlich touristisch untermalt – aber ohne Weihnachtsmann.

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(Foto Helga Ehrecke)
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Saltfjellet am Polarkreis (Foto Helga Ehrecke)

Am Nachmittag haben wir dann einen wunderschönen kleinen Campingplatz direkt am Fluss mit Blick auf Wald und Berge gefunden. Da das Wetter nun inzwischen traumhaft war – kaum hatten wir die Fähre verlassen, waren es 26 Grad-, haben wir beschlossen, einen Tag Auszeit zu nehmen und in der schönen Umgebung ein wenig auszuspannen.

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Ausblick vom Svenningdal Camping (Foto Michael Kleinert)

Also ging es erst einen Tag später nach Trondheim, wo wir am frühen Nachmittag eingetroffen sind. Die Stadt ist die drittgrößte in Norwegen mit knapp 200.000 Einwohnern, Handelszentrum und Universitätsstadt. Seine Bedeutung als wichtigster Wallfahrtsort des Nordens hat die Stadt schon lange verloren, von dieser Vergangenheit zeugt aber noch der Nidaros-Dom, der heute noch Krönungsstätte der norwegischen Könige ist.

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Nidaros-Dom, Trondheim (Foto Michael Kleinert)

Die Stadt ist wunderbar malerisch, und es geht ganz ruhig und entspannt zu.

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Bryggene, Trondheim (Foto Michael Kleinert)

Der nächste Tag sollte uns weiter bis zum Beginn des Trollstigen bringen – und war ganz und gar verregnet. Im Romsdal haben sich die spektakulären Aussichten auf den durch den Regen gut gefüllten Fluss Rauma konzentriert, der mal ruhig und lieblich fließt und dann wieder in wilden Schluchten und Stromschnellen dahinjagt. Auch die immer wieder von den steilen Felswänden herunterschießenden Wasserfälle zeugten vom ganztägigen Regen.

Einen schönen Platz zum Schlafen haben wir im Trollveggen Camping, direkt unterhalb Europas höchster senkrechter Felswand. Die Trollveggen steigt 1000 Meter hoch. Das Panorama hat sich uns dann am nächsten Morgen in voller Pracht gezeigt, es war keine Wolke mehr am Himmel. Ein toller Tag für die vor uns liegende Strecke – aber davon mehr im nächsten Beitrag.

Die Lofoten

Die Lofoten – allein der Name klingt nach Fernweh, nach Sehnsuchtsziel, nach Exotik – auf jeden Fall weit weg…..

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Unterwegs auf den Lofoten (Foto Helga Ehrecke)

Und genau deshalb standen die Inseln über dem Polarkreis ganz oben auf unserer Liste für diese Reise. Auch wenn die Lofoten schon seit Jahren auf dem Landweg erreichbar sind, ist es ein sehr weiter Weg, um aus Deutschland dorthin zu gelangen. Und da wir ja nun schon einmal „in der Gegend“ waren, lag es nah, unseren Weg nach Süden über die Lofoten zu nehmen.

Die Inseln ragen wie ein Finger über 150 km vom Festland aus in das Nordmeer hinein, und das Wetter ist dort eher unbeständig, was wir dann auch deutlich zu spüren bekamen.

Die Inseln versammeln auf engem Raum eine vielfältige Landschaft. Die Berggipfel sind bis zu 1000 Meter hoch -dabei sind die Inseln nur etwa 10 km breit- und jetzt Ende Juni noch mit Schneefeldern gesprenkelt. Es gibt grüne Täler, tiefe Fjorde und wahre Traumstrände mit weißem Sand. Dazu kommen malerische Ortschaften, Fischerdörfer, die heute hauptsächlich vom Tourismus leben. Der Fischfang spielt kaum noch eine wirtschaftliche Rolle, auch wenn immer noch auf den ganzen Inseln die Holzgestelle zum Trocknen des Dorsches bereitstehen. Jetzt im Juni hängen dort nur noch die Karkassen, aber der Geruch des Stockfisches geht einem -einmal gerochen- auch nicht mehr so schnell aus der Nase.

Von den Vesterålen kommend, sind wir am späten Nachmittag in Svolvær angekommen und haben uns für einen Stellplatz in Stadtnähe entschieden, das erste Mal seit langem einmal nicht am Wasser sondern quasi auf dem Parkplatz eines Feriencenters. Aber stadtnah und zum Schlafen völlig ausreichend. So konnten wir am Abend noch Svolvær erkunden und Essen gehen.

Am nächsten Tag ist die schon gebuchte Schiffahrt in den berühmten Trollfjord leider -natürlich wegen des Wetters- ausgefallen. Schade, aber nicht zu ändern, das Wetter hat eben nicht ganz mitgespielt, so dass sich auch auf unserer weiteren Fahrt über die Inseln die Naturschönheit immer mal wieder hinter Wolken und Regen versteckt hat.

Dennoch haben wir einige schöne Orte in unseren zwei Tagen gesehen:

Henningsvær: Sehr schönes Fischerdorf, das heute noch Zentrum des Stockfischexportes und der Lofot-Fischerei ist. Eine Wanderung auf den Heia, eine Bergkuppe oberhalb des Dorfes (sehr steiler Anstieg, puh!), hat uns einen weiten Ausblick über das Dorf und die umliegenden kleineren Inseln geboten.

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Henningsvær, Lofoten (Foto Helga Ehrecke)
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Blick vom Heia auf Henningsvær, Lofoten (Foto Michael Kleinert)

Unstad: DER Treffpunkt der Wellenreiter, das winzige Dorf liegt in einem weiten zum Meer hin auslaufenden Tal und mündet in eine Bucht, die wohl Traumwellen verspricht. Als wir dort waren, waren leider keine Surfer draußen, aber das eine oder andere Zelt (!) mit daneben liegendem Board waren zu sehen. Eat, sleep, surf – Hauptsache die Wellen sind gut!

Nusfjord: Das Dorf ist wie ein Freilichtmuseum. Es befindet sich komplett in Privatbesitz und man muss Eintritt bezahlen, um es zu betreten. Dafür erhält man aber viele Informationen über das historische Nusfjord, alte Gebäude, wie Bootsschuppen und Schmiede sind liebevoll hergerichtet und mit vielen Informationen versehen.

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An der Straße nach Nusfjord, Lofoten (Foto Michael Kleinert)
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Nusfjord, Lofoten (Foto Michael Kleinert)

Flakstad und Ramberg: Schöne Strände, klares Wasser. Hier könnte man einen schönen Strandtag verbringen, wenn nicht -genau- das Wetter wäre.

Reine: Auch ein schöner Ort ganz im Westen der Inseln. Mit einer Wanderung auf den Reinebriggen soll man auch hier einen fantastischen Ausblick haben, aber auch diese ist dem Wetter zum Opfer gefallen.

Am Abfahrtstag hat uns dann ein strahlend schöner Tag begrüßt, die letzten Nebel haben sich schnell aufgelöst und wir hatten wenigstens von Bord der Frühfähre nach Bodø (Abfahrt 7 Uhr) noch einen beeindruckenden Blick zurück auf diese besonderen Inseln. Und es bleibt die Erkenntnis, dass es sich unbedingt lohnt, noch einmal hierher zu kommen.

Von Walen und Papageientauchern

Andenes an der Spitze der Vesterålen ist DER Ausgangspunkt für Walsafaris; denn im vor der Insel liegenden Meeresgraben gibt es einen ganzjährigen festen Bestand von männlichen Pottwalen. Um es vorwegzunehmen: wir haben leider keinen Pottwal gesehen. Mit Ankunft in Andenes hat uns unser bisheriges Glück mit dem Wetter (am Nordkap war es zwar kalt, aber es hat wenigstens nur ganz wenig geregnet) verlassen, und der Tag mit der für den Nachmittag geplanten Walsafari begann mit Dauerregen. Der Wind hatte schon in der Nacht ordentlich aufgefrischt, so dass es alles in allem recht ungemütlich war. Die Tour konnte aber stattfinden, am Nachmittag hatte der Regen zumindest aufgehört, doch die See war noch recht rau. Nach einer sehr guten und informativen Führung durch das Walmuseum von Andenes ging es dann an Bord, ausgerüstet mit sieben Schichten Kleidung, Regenhose, Handschuhen und Mütze und einer guten Portion Abenteuerlust. Bei dem Wellengang war die Bootsfahrt ein ganz schöner Ritt und 8 Grad plus Wind gehen auch durch sieben Schichten…..Am Ende haben wir eine Schule Grindwale eine ganze Zeit begleitet und noch einen Zwergwal gesehen. Ein Pottwal wäre natürlich die Krönung gewesen, aber es sollte wohl nicht sein.

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Vor dem Auslaufen zur Walsafari (Foto Helga Ehrecke)
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Grindwale (Foto Michael Kleinert)

Aber nicht nur Wale sind eine Attraktion in Andenes, sondern auch der „Vogelfelsen“ Bleiksøya. Hier nisten rund 100.000 (!) Papageientaucher. Zu dieser Insel haben wir am nächsten Tag eine Tour unternommen. Auch hier haben wir von Karl, unserem Guide, viel über diese erstaunlichen kleinen Vögel gelernt. Karl muss an die 80 sein und kann viel aus seiner Erfahrung und seinem eigenen Erleben berichten. Zusammen mit Kapitän Per und dem Kutter „Laura“ ist das ein uriges Dreiergespann. Neben den vielen Papapeientauchern gab es auch Trottellummen, Kormorane und Seeadler zu sehen. Letztere nutzen den Vogelfelsen als „5-Sterne-de-Luxe-Restaurant“ (Karl) und kreisen an manchen Tagen zu Dutzenden um die Insel.

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Bleiksøya, der „Vogelfelsen“ (Foto Michael Kleinert)
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Papageientaucher vor Bleiksøya (Foto Michael Kleinert)
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Papageientaucher (Foto Helga Ehrecke)

Am Nachmittag sind wir dann Richtung Svolvær auf den Lofoten aufgebrochen – und eingedenk unseres Fährenerlebnisses zuvor, haben wir uns für den „Landweg“ entschieden.

Tromsø

Nachdem wir das Nordkap verlassen haben, geht es nun wieder südwärts an der norwegischen Küste entlang. Das nächste Etappenziel war Tromsø, mit ca. 80.000 Einwohnern die größte Stadt in Nordnorwegen.

Bis dorthin hatten wir noch eine Übernachtung, im Fosselv Camping in der Nähe von Storslett. Nach den letzten bewölkten Tagen lachte nun auch die Sonne und hat die großartigen Panoramen in ein schönes Licht gesetzt. Außerdem hatten wir dort am Fjord endlich die Gelegenheit, die Mitternachtssonne auch zu sehen, es ist sehr merkwürdig, wenn einem um Mitternacht noch die Sonne ins Gesicht scheint.

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Forsselv Camping (Foto Michael Kleinert)
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23 Uhr 52 (Foto Michael Kleinert)
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Am Lyngenfjord (Foto Helga Ehrecke)

In Tromsø hatten wir ein Hotelzimmer gebucht, um einen kurzen Weg in die Innenstadt und zu einem gepflegten Restaurantbesuch und für einen abendlichen Bummel zu haben. Leider hatten die Toprestaurants am Sonntag alle geschlossen, und die Temperaturen von um die 10 Grad luden auch nicht zum Kneipenbummel ein. Da hatten wir ein wenig Pech….. Es gab aber dennoch genug Gelegenheit einen Eindruck von der Stadt mit der berühmten Eismeerkathedrale und den schönen alten Holzhäusern zu gewinnen.

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Auf Wiedersehen – die Hurtigruten haben gerade abgelegt (Foto Helga Ehrecke)

Für die Weiterfahrt nach Andenes auf den Vesterålen hatten wir dann die Optionen auf dem „Landweg“ zur Fähre in Gryllefjord zu gelangen oder dorthin den Weg über eine weitere Fähre (Brensholmen-Botnhamn) zu nehmen. Spontan haben wir uns für die Fähre entschieden und eine Lektion in Geduld und Gelassenheit erhalten; denn als wir an der Fähre 20 Minuten vor Abfahrt ankamen, war die Schlange schon so lang, dass wir nicht mehr mitgekommen sind. Die nächste Fähre fuhr 4 1/2 Stunden später. Da hieß es nun, das Beste daraus zu machen, den Platz an der Fähre konnten wir ja auch nicht aufgeben, um sicher auf die nächste zu kommen. Also: Kaffee trinken, Blog schreiben, Laufen gehen, Ausblick und Ruhe genießen; denn wenigsten befindet sich der Anleger in sehr schöner Umgebung.

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Blick auf Sommarøy vom Fähranleger Brensholmen (Foto Helga Ehrecke)

Belohnt wurden wir mit einer weiteren spektakulären Fahrt über die Insel Senja, entlang von steil aufragenden Felsformationen, tiefen Fjorden, grün schimmernden Buchten, weißen Sandstränden und durch enge Tunnel. An der nächsten Fähre in Gryllefjord waren wir dann mehr als 1,5 Stunden früher und standen wieder ganz am Ende der Schlange….doch dieses Mal hatten wir Glück, wir waren das drittletzte Fahrzeug, das mitgekommen ist.

Die Überfahrt von Senja auf die Vesterålen dauert 1 Stunde 40 Minuten und geht über offenes Wasser, was schon fast das Gefühl, auf hoher See zu sein vermittelt.

Wo Europa zuende ist

Am Nordkap natürlich, denkt Ihr vielleicht als erstes. Aber tatsächlich befindet sich der nördlichste Punkt am Knivskjellodden, einer dem Nordkap benachbarten Landzunge, dieser liegt 1380 Meter nördlicher als das Nordkap – und ist nur zu Fuß zu erreichen. Daran mag es liegen, dass das Nordkap irgendwie populärer ist.

Am 16. Juni sind wir morgens in Ifjord aufgebrochen, vor uns lagen noch weitere 305 Kilometer, die uns weiter entlang der Küste, dabei eine lange Strecke am Porsangerfjord entlang geführt haben, um dann durch den 7 Kilometer langen Tunnel auf die Insel Magerøya zu gelangen, und dann sind es immer noch rund 50 Kilometer bis zum Ziel.

Auf den vielen Kilometern wird einem bewusst, wie weit entfernt das Nordkap tatsächlich ist. Ich, Helga, war schon einmal dort, als ich mit meiner Mutter mit den Hurtigruten gefahren bin. Das Schiff legte in Honningsvåg an, und die Busfahrt zum Nordkap dauerte dann gerade noch 30 Minuten. Dorthin auf dem Landweg Kilometer um Kilometer zu gelangen ist eine noch einprägsamere Erfahrung.

Und dann waren wir am Nachmittag da:

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Angekommen (Foto Michael Kleinert)
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Blick vom Nordkap auf den Knivskjellodden (Foto Michael Kleinert)

Wir hatten einigermaßen Glück mit dem Wetter, nur saukalt war es – gerade mal 2,5 Grad -, und es war auch einigermaßen leer, nur der Parkplatz sah aus, wie ein Gebrauchtwagenhandel für Wohnmobile.

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Parkplatz am Nordkap (Foto Michael Kleinert)

Am nächsten Tag war unser Ziel dann der wirklich nördlichste Punkt Europas. Die Wanderung ist hin und zurück 14 Kilometer lang und führt von dem rund 300 Meter hohen Hochplateau, auf dem auch das Nordkap liegt, durch karge arktische Steppe hinunter an die Küste und entlang der Landzunge bis zu 71°11´8´´ nördlicher Breite. Was man auf dem Hinweg ein wenig vergessen kann: die 300 Höhenmeter muss man auch wieder hoch! Die letzten Kilometer haben dann pure Willenskraft erfordert, doch es hat sich unbedingt gelohnt!

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Hier ging es los. (Foto Helga Ehrecke)

Ach ja: Übernachtet haben wir natürlich auch, der Campingplatz Base Camp North Cape (imposanter Name für einen kleinen, sehr herzlich geführten Platz), liegt nur rund 15 Kilometer vom Nordkap entfernt an einem kleinen See (nein, gebadet haben wir nicht), Rentiere inklusive.

 

Arktische Traumstraßen

Diese haben uns rund um die östliche Finnmark geführt. Von Karasjok in Norwegen bis nach Tana Bru führt die E6 entlang des Flusses Tana. Hier sind uns schon wenige Fahrzeuge begegnet, und auch vorher schon, auf dem Weg von Inari nach Karasjok, haben wir in den Ortschaften eher Rentiere als Menschen auf der Straße gesehen. Ab Tana Bru führt dann die 98 entlang der Eismeerküste, mal landeinwärts, mal direkt an den Fjorden entlang. Hier wurde es dann richtig einsam und die Landschaft zwischenzeitlich wahrlich arktisch.

Hier sind einige Eindrücke:

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An der Borssejok Brücke (Foto Michael Kleinert)

 

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Blick auf Tana Bru (Foto Michael Kleinert)

 

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Straßensperre (Foto Michael Kleinert)

 

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(Foto Michael Kleinert)

 

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(Foto Michael Kleinert)

 

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(Foto Michael Kleinert)

 

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(Foto Michael Kleinert)

 

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(Foto Helga Ehrecke)

 

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Am Porsangerfjord (Foto Helga Ehrecke)

 

Übernachtet haben wir an der 98 im winzigen Ort Ifjord. Der Campingplatz war nahezu leer, und das dazugehörende Café und Restaurant ist sehr hübsch und liebevoll gestaltet, auch wenn man das außen kaum vermuten würde. Es gab leckere Burger zum Abendessen.

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